Dienstag – 29. Juli

Heute zieht es mich schon früh aus dem Schlafsack. Auf den Steinformationen hinter unseren Zelten mache ich es mir gemütlich und verbringe noch ein paar ruhige Minuten mit ausgewählter Lektüre.
Heute steht die sechste Etappe von Angereds kyrka nach Fontin auf dem Programm. Im ersten Abschnitt müssen wir dem See Stora Mölnesjön folgen, tauchen dann ab in ein Waldgebiet, bevor wir die Städte Bohus und Kungälv durchqueren.

Also, in der Morgensonne die Sachen gepackt und los geht´s. Kurz nach dem Start füllen wir noch bei einer sehr netten Angestellten einer Behindertentagesstätte unsere Wasserbeutel auf. Man kann das Seewasser gefiltert natürlich trinken, aber kaltes Wasser ist immer noch besser als das lauwarme Süppchen in dem man gestern noch geschwommen ist. Um den ersten Teil des Sees ist der Weg noch toll ausgebaut und wir kommen gut voran, bis Simon Probleme mit seinen Schuhen bekommt. Nach kurzer Rast und neu geschürten Schuhen geht es, trotzdem unter Schmerzen, weiter.

Wir kommen gut voran und stoßen nach einem kleinen Anstieg zum langgezogenen Teil des Sees auf eine kleine Schlange. Diese verschwindet aber schnell im Gestrüpp. Am See entlang können wir dann über kleine Pfade, viele Auf- und Abstiege einige Kilometer reißen.GE DIGITAL CAMERA Der See scheint endlos zu sein, aber zur Abwechslung können wir viele Kanuten beobachten. Als wir eine Stelle erreichen, an der sich der Stora Mölnesjön und Skyrsjön beinahe berühren, könnte man bequem über eine kleine Landfläche laufen, welche beide Seen trennt. Für Kanus gibt es hier eine Holzkonstruktion zur Überbrückung der ca. 5 Meter breiten Landbrücke. Leider laufen wir nicht weiter Richtung Süden, sondern Richtung Westen am See Skyrsjön entlang. Hier waren, unserer Ansicht nach, noch orangene Markierungen zu sehen. Also geht es bei gewohnt hervorragender Landschaft, am See entlang. Als die nächste Querung des Sees möglich ist, bemerken wir unseren Fehler immer noch nicht. Erst als wir mitten im Naturreservat stecken und alle ausgeschilderten Wanderwege in unserem Gedächtnis keinerlei Reaktion hervorrufen, denken wir so langsam daran, die Karten ausführlich zu studieren und somit unseren Standort zu ermitteln. Die Landschaft waren die Kilometer auf jeden Fall wert, doch nun sind wir sehr weit von unserer geplanten Route entfernt. Entweder können wir über eine Asphaltstraße fast bis nach Bohus laufen(ca.3,5 -4 km) , oder wir versuchen es auf die altmodische Art und schlagen uns über andere Wanderwege wieder Richtung Bohusleden. Da ich denke, den Weg weisen zu können, die Richtung kenne ich ja, machen wir uns auf den schönen Rückweg über Waldwege. Teilweise mussten wir Wegmarkierungen lange suchen und waren uns auch nicht sicher, da auch so mancher Weg schon länger nicht mehr benutzt schien. Aber Schlussendlich sind wir doch nach 1,5 Stunden wieder auf dem Bohusleden gelandet und direkt am Ende des Stora Mölnesjön an einer wunderschönen Schutzhütte angekommen. Hier machen wir rast und genießen das Panorama.

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Hier ist unser Fehler gut zu sehen. Der Bohusleden hat zwar auch eine orangene Markierung. Leider aber ein Quadrat und keine Raute. Wenn man im Wandertunnel ist und wie in Trance Fuß vor Fuß setzt, kann man das leider mal verwechseln. Im Endeffekt war es aber überhaupt nicht schlimm und ich bin eigentlich recht froh, dass wir noch ein kleines Orientierungsabenteuer erleben konnten.

 

Nach dem ich schnell noch eine Abkühlung genossen habe, lasse ich mich noch von der Sonne trocknen. Wenn man einen Kurztrip plant, dann sollte man diese Schutzhütte auf jeden Fall als Nachtquartier wählen. So eine perfekte Aussicht über den See, tolle Badestelle und genug Feuerholz findet man selten. GE DIGITAL CAMERAAls wir nach der Pause die kleine Landzunge zurückgehen, auf der die Schutzhütte liegt, steht plötzlich ein Reh vor uns auf dem Weg. Ziemlich stattlich von Statur, flieht es doch recht schnell ins Dickicht und verbirgt sich dort. Ab und an kann man es zwar noch erkennen, aber wir geben die Hoffnung auf, dass es für ein Foto reicht.

Im Wald können wir jetzt einem schön ausgelaufenen (nicht negativ gemeint) Weg folgen. Der Schatten hilft uns dabei sehr, nicht zu langsam zu werden. Dieser Teil ist wirklich super. Der Wald ist hell und bietet alles nur Wünschenswerte. Ab und an ergeben sich weite Felder, die auf Stegen überquert werden müssen. GE DIGITAL CAMERAHier ist es dann leider auch wieder ziemlich heiß. Allerdings bietet diese Vielfalt eine sehr kontrastreiche Wanderung, Abwechslung in der Aussicht und im Untergrund.GE DIGITAL CAMERA

Gegen GE DIGITAL CAMERAEnde wird das Gelände etwas steiniger und die Vegetation ändert sich. Hier stehen jetzt viele kleine Nadelbäume und Büsche. Von jetzt auf gleich, tauchen wir dann auch schon aus dem Wald auf und stehen auf einer Straße. Das kam unerwartet und wir bewegen und uns leicht erschöpft über den glühenden Asphalt in Richtung Bohus. Das war es dann wohl mit dem schönen Teil. Ab jetzt erwartet uns ausschließlich ein Bürgersteig und pralle Sonne. Nach einem langen Abstieg von Bohus, überqueren wir die Göta älv auf einer riesigen Brücke. Allerdings bietet diese auch einen tollen Blick auf Kungälv und die alte Festung Bohus die im 14. Jahrhundert erbaut wurde. So heben wir mühsam ein Bein nach dem anderen und bewegen uns Richtung Festung. Die Sonne brennt uns jetzt bestimmt schon eine Stunde unentwegt auf den Kopf und viele Autos und LKWs die einen Meter neben uns herbrausen machen die Situation nicht gerade angenehmer. Aber die Aussicht ist schön und wir denken, dass wir unserem Tagesziel schon sehr nahe sind.

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Nachdem wir die Brücke überquert haben, führt uns eine weitere auf eine kleine Insel, Fästningsholmen, auf der auch eine Jugendherberge und die Festung steht. Allerdings ist es meiner Meinung nach zu früh um hier einzukehren. Also machen wir eine Pause auf einer großen Wiese unterhalb der Festung und gönnen uns ein Eis. Danach geht es in den letzten Abschnitt für heute. Wir wollen zum See „Svarte Mosse“ an dem eine Trimm-Dich-Anlage, sowie eine Kaffestube liegt. Also machen wir uns auf den Weg in das Naturschutzgebiet Fontin und schreiten, frisch und ausgeruht über die Brücke in Kungälv ein. Durch Pflasterstraßen machen wir uns entlang von schönen alten, kleinen und schiefen Häuschen auf, um den letzten Hügel zu erklimmen. Als wir in einen Wald kommen, laufen wir zwar nicht mehr auf Pflastersteinen, dafür aber wieder auf Asphalt. Gut geschlaucht, biegen wir eine Straße zu früh ab und landen in einer sehr komischen und verlassenen Wohnanlage. GE DIGITAL CAMERA Viele kleine Bungalows und  kein Mensch weit und breit. Also kehren wir um und gönnen unseren Füßen nochmals 200 Meter zur Entspannung bevor wir wieder auf dem richtigen Weg sind. Nach einem kleinen Anstieg können wir dann auch unseren Bezugspunkt, einen kleinen Friedhof, ausfindig machen und wechseln auf den parallel laufenden Trimm-Dich-Pfad. Über diesen gelangen wir gemütlich zur Kaffeestube. GE DIGITAL CAMERA

Da die Kaffeestube leider geschlossen hat, bereiten wir davor unser Abendessen zu. Im Schatten wir es schon leicht frisch und ich habe meine Regenjacke übergezogen. Nach dem Essen bleibt aber noch genug Zeit im Tageslicht, um den See mit seinen vielen Seerosen und Enten zu beobachten. Unsere Zelte schlagen wir direkt neben der Kaffeestube auf und merken erst später, dass in bestimmter Taktung die Lüftungsanlage über unseren Köpfen für kurze Zeit läuft.
Auch hier kommen bis in die späten Abendstunden noch viele Sportler vorbei und man kann sich mit einigen Leuten unterhalten, die versuchen auf die verschlossenen Toiletten zu kommen. Wenigsten gibt es einen außenliegenden Wasserhahn mit warmem Wasser. In der Hoffnung auf frischen Kaffee am Morgen, verkriechen wir uns in die Zelte.

 

Gewandert:

Heute ca. 16,0 km
Gesamt ca. 95,0 km

Wetter:  sonnig und heiß