Sonntag – 3. August

Heute ist der Tag der Rückreise. Leider ist das Wetter schlecht und ich muss meine Habseligkeiten unter dem Vordach der Sanitäranlagen in Sicherheit bringen. In voller Regenkleidung ziehe ich dann auch schnell Richtung Bahnhof los. Dort bietet sich mir während der Wartezeit noch ein amüsanter Anblick. Auf dem Parkplatz gegenüber trifft sich eine Gruppe die sich nach dem Motto Herr der Ringe verkleidet haben und wahrscheinlich zu einem Rollenspiel unterwegs sind. So mancher Ork legt dabei eine sehr überzeugende Darstellung zu Tage.
Während der Zugfahrt ändert sich dann auch zum Glück das Wetter. In Göteborg angekommen ist es schon wieder sonnig und ich mache mich auf den Weg Richtung Hafen. GE DIGITAL CAMERA

Hier bereite ich mir unter traumhafter Kulisse meine letzte Aldi-Süd China Nudelsuppe zu und verbrenne mein restliches Gas damit ich die Kartusche anständig entsorgen kann. Anschließend schlendere ich, so gut es ein Wanderrucksack zulässt, durch Göteborg. Wirklich schöne Häuser und Straßen. Irgendwann finde ich mich wieder am Ericson Terminal ein und fahre mit dem Bus Richtung Flughafen. Dort gehen die letzten Kronen für ein frisches Bier über die Theke.

GE DIGITAL CAMERALeider ist die Reise jetzt am Ende, doch ich freu mich auch wieder die Vorzüge des Alltags zu genießen. Frisches Wasser mit Kohlensäure, kaltes Essen oder ein weiches Bett. Aber bevor ich das genießen kann, muss ich in Stuttgart angekommen durch mieses Regenwetter zurück nach Hause. Gegen 24.00 Uhr bin ich dann endlich Daheim.

Die Wanderung war wirklich phantastisch. Es kommt immer anders als erwartet. Und genau das ist das schöne. Also kann ich jedem der Erfahrung im Wandern machen will, den Bohusleden empfehlen. Die Etappen sind wirklich nicht lang und man kreuzt sehr häufig die Zivilisation (Das gilt zumindest bis Kungälv). Die Natur ist wirklich wunderschön. Ich mag vor allem die vielen Felsformationen im Zusammenhang mit den Seen. So etwas findet man in Deutschland eher weniger. Das Wetter war, nun ja, zu gut. Wir hatten teilweise echt Probleme mit der Wasserversorgung, haben dann später aber immer gut geplant. Die vielen Schutzhütten bieten in regelmäßigen Abständen anständige Unterkünfte, die man sich unter Umständen vielleicht mal teilen muss. Wir allerdings haben nur sehr sehr wenige Wanderer getroffen und sowieso im Zelt geschlafen.
Schon als ich aus dem Zug am Start des Bohusleden gestiegen bin, war ich froh einen Mitwanderer gefunden zu haben. Ich bin auf jeden Fall nicht der Typ, der sich allein auf die Reise macht und dabei andauernd seinen Spaß hat. Also danke Simon, dass du den gleichen Zeitplan hattest wie ich!! Hat wirklich super gepasst mit uns und wir konnten uns gut ergänzen. Es ist vor allem motivationsmäßig ein großer Unterschied allein oder zu mehreren zu wandern. Man fühlt sich doch sicherer, kann die Schönheit der Natur miteinander teilen und sich auch mal unterhalten. Geselligkeit ist auch im Wald ganz schön und um sich Ruhe zu verschaffen gibt es ebenfalls mehr als genug Platz und Zeit.

Gewandert:

Heute ca. 2,5 km
Gesamt ca. 164,7 km

Wetter:  regen, später sonnig

Samstag – 2. August

Nach dem gestrigen Tag will ich keine größere Wanderung mehr unternehmen. Dafür ist dieser Platz zu gut. Der Bahnhof liegt nur ca. 1km entfernt. Frisches Wasser gibt es auch und die Sonne scheint wieder ununterbrochen.
Also lege ich einen Tag voller Faulenzerei ein und lese gefühlt zum dritten Mal Bill Bryson. So streicht der Tag an mir vorbei. Wie immer tummeln sich viele Badegäste am Strand und gegen Nachmittag treffen noch zwei Mädchen aus Dänemark ein, die Schweden mit dem Fahrrad unsicher machen. Für mich geht der Abend wie gewohnt mit einem Lagerfeuer zu ende. An Fotos habe ich nicht gedacht.

Gewandert:

Heute ca. 0,2 km
Gesamt ca. 160,2 km

Wetter:  sonnig

Freitag – 1. August

Heute wird es richtig hart. Zuerst laufen wir zum Busbahnhof von Kungälv. Von dort verabschiedet sich Simon wieder Richtung Deutschland. Mein Flieger geht erst am Sonntag. Also habe ich noch 2 Tage Zeit die ich nutzen will meine Grenzen zu testen. Gegen 11 Uhr laufe ich vom Busbahnhof los und habe mir die nächsten zwei Etappen Richtung Süden vorgenommen. Am See mit dem tollen Eisenbahnsound will ich heute Abend zelten.
Durch die Stadt komme ich schnell wieder an die riesige Brücke, auf die wie sonst auch die Sonne brennt. Kurz bevor ich mich an den langen Anstieg mache um wieder in den Wald abzuzweigen kaufe ich im letzten Supermarkt noch etwas frisches Gemüse für mein Abendessen. Also weiter geht´s mit einem noch schwereren Rucksack.
Allein zu laufen ist wirklich öde. Die Landschaft ist wirklich super, aber wenn Du die Freuden des Erlebten nicht teilen kannst, ist es nicht annähernd so viel Wert. GE DIGITAL CAMERAAber da kann man nicht viel machen. Ich laufe unentwegt und vertreibe mir die Zeit mit Musik. Nebenher mache ich noch ein paar kleine Videos. Die erste Etappe geht so schnell vorbei. In Angered angekommen, hole ich mir noch eine Fanta und setze mich unter Schmerzen im Fuß auf den Kundenparkplatz. Nach ein paar Minuten Pause schnüre ich die Schuhe neu und mache mich auf in die nächste Etappe. Die nächsten 10 km zum See Aspen bei Jonsered gehen quer durch die Wälder. Also bin ich auf mich allein gestellt und kämpfe mich mühselig vorwärts. In immer kürzeren Abständen muss ich pausieren. Schon sehr schnell werden meine Beine zu Wackelpudding und ich denke ich muss mitten im Wald übernachten. Totale Erschöpfung verbreitet sich über mich und der Abstand zwischen meinen Fußstapfen ist kaum wahrnehmbar. GE DIGITAL CAMERASo trete ich schweren Schrittes den Pfad ab. Ein Blick auf die Karte lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen. Ich habe in zwei Stunden vielleicht 3 km geschafft. So kann es nicht weitergehen. Also reiße ich mich zusammen und hau ein paar knackige Songs in den MP3 Spieler. So gehe ich 30 min im angemessenen Tempo und raste. Dann das gleiche Spiel. Ich komme jetzt gut voran, aber mit der Zeit schwindet die Kraft total. Da tut es gut, bekannte Orte wiederzuerkennen. Es ist also nicht mehr so weit bis zum Ziel. Den letzten Abstieg, vollziehe ich im Schneckentempo. Am Badestrand angekommen, ziehe ich die Schuhe aus, und gehe mit wackligen Knien zum Steg. Dort gibt es eine Abkühlung für meine Beine und ich versuche mich zu sammeln. Es ist nun ca. 19.00 Uhr. GE DIGITAL CAMERA
Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Tomatensauce, frischer Paprika, Tomaten und Zwiebeln die ich in meinem Trinkbecher koche. Geile Sache mal etwas frisches zu essen 🙂
Schon geht es mir besser. Eine Stunde später fühle ich mich wieder wie neu geboren. Der Wandertag scheint meinen Füßen nichts mehr auszumachen und ich kann den restlichen Abend genießen. Zwei Frauen aus Deutschland treffe ich auch noch. Sie wollen am nächsten Tag Richtung Norden weiter wandern.
Nach einem kleinem Lagerfeuer und ausgewählter Lektüre geht´s höchst zufrieden in den Schlafsack.

Gewandert:

Heute ca. 27,0 km
Gesamt ca. 160,0 km

Wetter:  sonnig

Donnerstag – 31. Juli

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Das Wetter sieht zum Glück wieder vielversprechend aus. Also rein in die Klamotten und Sachen zusammenpacken.
Wir wandern wieder den gleichen Weg zurück, den wir gestern gekommen sind. Da wir für die Strecke nicht lange brauchen müssen wir uns jetzt nicht stressen. Allerdings erwartet uns am Ende der Tour das Paradies . Warme Duschen, Sauna, Kaffee, Eis, Gebäck und gemütliche Sitzgelegenheiten. Also ziehen wir es doch vor, den Mittag mit aufgezählten Köstlichkeiten zu verbringen und marschieren los. Was soll man sagen. Innerhalb kürzester Zeit sind wir schon wieder an der Quelle des Kaffees und lassen uns damit ordentlich volllaufen. Dazu liegen wir auf den Sofas, lesen wie stets ausgewählte Lektüre und verzehren süße Gebäckteile. Am Nachmittag verziehen wir uns für 2 Kronen in die Sauna und verbringen dort ein paar gemütliche Aufgüsse. Danach beginnt wieder alles von vorn, bis das Kaffeehaus schließt und wir uns unter innerlichen Tränen auf die Picknickgarnitur vor der Eingangstür niederlassen. Trotz des ruhigen Wandertages gibt es am Abend noch eine ordentliche Portion Nudeln. Nach so vielen Wandertagen kann man alles in unvorstellbaren Mengen essen. 1 kg Rindereintopf zum Abendessen ist da kein Problem mehr. Der Wahnsinn, muss man doch alles mit sich tragen. Und dies ist nur die kleine Portion von 0,5 kg.
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Am Abend bauen wir unsere Zelte an gewohnter Stelle wieder auf. Morgen werden wir nach Kungälv wandern und Simon fährt mit dem Zug zurück nach Göteborg. Ich schlag mich noch zwei Tage allein durch die Wildnis.

Gewandert:

Heute ca. 16,0 km
Gesamt ca. 143,0 km

Wetter:  sonnig