Flug

Seit ich das Go habe mein Zimmer für 6 Monate als Zwischenmiete zu vergeben, habe ich einen Flug gebucht. Jetzt ist es endgültig. Ich werde auf jeden Fall nach Atlanta fliegen um dort mein Unwesen zu treiben. Es gibt kein Weg zurück. Das ist schon ein komisches Gefühl, aber aufgeregt bin ich nicht. Ich freue mich einfach aus dem normalen Leben auszureißen 🙂

Am 4.3. geht es um 10.45 von Frankfurt aus los. Gegen 15.10 werde ich dann in Atlanta landen und kann mein Hotel in North Springs mit dem Namen „Extended Stay America Atlanta“, nach Bewertungen als eine zwei Sterne Ranzabsteige zu bezeichnen, beziehen. Ich freu mich. Die positiven Aspekte sind allerdings der Preis, die Nähe zum PostOffice, REI, Wallmart und die Gegebenheit, dass das übel noch nicht persönlich verifiziert wurde.
Am Mittwoch will ich dann auch gleich alle aufgezählten Einrichtungen besuchen, sodass ich Donnerstag zum Amicalola Falls State Park fahren kann. Wie ich fahre, ist noch nicht geplant. Ich werde mich hoffentlich mit ein paar anderen startenden Wanderern zusammen tun und mit einem TrailAngel fahren.

Der Rückflug startet dann am 27.8. von Boston. Damit wird sich aber beschäftigt, nachdem ich den Mount Katahdin bestiegen habe.

Visum

Nachdem ich seit Sonntag mit Fieber im Bett gelegen habe, stand heute mein Termin im Konsulat in München an. Ein freier Termin in den nächsten Tagen war leider nicht mehr zu haben, sodass ich das heute einfach durchgezogen habe. Da die Bahn die Tage auch noch streiken wollte, habe ich mir gestern kurzfristig ein Auto gemietet und bin heute Nacht gegen Mitte der ersten sechs Tagesstunden aufgestanden und habe meine Dokumente zusammengelegt.
Der Termin war um 7.45 Uhr vereinbart. Mitzubringen waren das Antragsformular DS-160, gültiger Reisepass, Terminbestätigung sowie ein geeignetes Foto.
Die Terminbestätigung habe ich nicht benötigt. Ein Foto würde ich im Vorhinein nochmals professionell machen lassen. Keiner hatte ein passendes Foto hoch geladen, sodass neue vor Ort gemacht werden mussten (Kostet 5€). Mir wollte der Beamte auch erst nicht abnehmen, dass ich die Fotos erst gestern hab machen lassen, aber naja, ich sah auch nicht wirklich gesund darauf aus. 😉
Die Anreise war eigentlich ganz entspannt, aber man ist gefühlt dauernd in einer Baustelle gefangen. A8 ist mies. Aber zum Glück wurde es erst vor München etwas voller. Um nah am Konsulat zu parken, habe ich die Tiefgarage an der alten Oper ausgewählt. Von dort braucht man nur 10 Minuten zu Fuß. Am Konsulat angekommen musste ich meinen Reisepass vorzeigen und noch kurz mit zwei weiteren Visaanwärterinnen für eine Minute warten. Danach konnten wir in die Sicherheitskontrolle. Hier kann man auch alle elektronischen Gegenstände wie Handys, Autoschlüssel etc. abgeben. Im eigentlichen Konsulat lässt man sich kurz das DS-160 abstempeln und gibt dies mit seinem Reisepass am Schalter ab. Ich konnte bereits nach 2 Minuten meine Fingerabdrücke abgeben. Nach weiteren 10-15 Minuten war ich schon im persönlichen Gespräch. Das Gespräch, sowie alle anderen Gespräche im Konsulat wurden auf Deutsch geführt.
Um ein Visum zu bekommen muss man eigentlich beweisen, dass man wieder ausreist, genug Geld hat etc. Darauf war ich vorbereitet. Allerdings verlief das Gespräch wesentlich entspannter. „Hallo“, „Servus“. „Ich bräuchte noch einmal ihre Fingerabdrücke von der linken Hand“, „kein Problem“. „Wieso wollen sie in die USA reisen“, „Ich mache eine Weitwanderung auf dem Appalachian Trail“. “ Ohh, wandern Sie von Georgia nach Maine, oder von Maine nach Georgia?“. „Grins, ich wander von Gerogia nach Maine“. „Wie finanzieren sie ihre Reise“, „Hauptsächlich privat, aber mit familiärer Unterstützung“. „Alles klar, ihr Visum ist genehmigt. Sie erhalten ihren Reisepass mit Visum in drei bis vier Tagen“. „Vielen Dank und einen schönen Tag!“
Ich hab weniger als eine Stunde vom Parkhaus und zurück gebraucht. Das war auch besser. Für 4€ die Stunde hätte das teuer werden können. Danach schnell zurück nach Stuttgart, Auto abgegeben und ab ins Bett.

Grundlegend: Das Personal war super, super freundlich und hilfsbereit.

Tipps:

Nehmt mindestens 5€ für neue Passfotos mit. Ansonsten könnt ihr nochmals aus dem Konsulat zum Bankautomaten, das ist aber umständlich und einfach zu vermeiden.

Wenn ihr den Termin um 7.45 nehmt, werdet ihr nicht lange warten müssen. Früher geht´s nicht. Auch wenn man früh aufstehen muss, die Wartezeit zu manch anderen Termin ist in dem kleinen Warteraum bestimmt angenehmer.

Zum Gespräch kann ich eigentlich nichts sagen. Bringt nicht zu viel Kram mit, aber das Nötigste sollte dabei sein.
Kontoauszüge, Mietverträge, Arbeitsverträge für den Zeitraum nach der USA  Reise. Das reicht eigentlich schon. Wer den AT gehen will, hat sowieso schon gewonnen. Die kennen den Trail und wissen was wir wirklich wollen! Ich hab auch noch nirgends gelesen, dass ein ThruHiker aus Deutschland von den Behörden im Konsulat/ Flughafen abgewiesen wurde.

Handys können in München ruhig mitgenommen werden. Im Netz steht es könnte zu einer Verzögerung/ Stornierung des Termins kommen. Aber man kann alles in einer Schachtel im Kontrollhaus hinterlassen und bekommt dafür einen Pfandausweis. Also kein Stress, von wegen extra Schließfach mieten oder Autoschlüssel beim Bäcker hinterlegen. Die Zeiten sind vorbei.

Der nächste Schritt wäre dann die Krankheit abschütteln und einen Flug buchen.

Sonntag – 3. August

Heute ist der Tag der Rückreise. Leider ist das Wetter schlecht und ich muss meine Habseligkeiten unter dem Vordach der Sanitäranlagen in Sicherheit bringen. In voller Regenkleidung ziehe ich dann auch schnell Richtung Bahnhof los. Dort bietet sich mir während der Wartezeit noch ein amüsanter Anblick. Auf dem Parkplatz gegenüber trifft sich eine Gruppe die sich nach dem Motto Herr der Ringe verkleidet haben und wahrscheinlich zu einem Rollenspiel unterwegs sind. So mancher Ork legt dabei eine sehr überzeugende Darstellung zu Tage.
Während der Zugfahrt ändert sich dann auch zum Glück das Wetter. In Göteborg angekommen ist es schon wieder sonnig und ich mache mich auf den Weg Richtung Hafen. GE DIGITAL CAMERA

Hier bereite ich mir unter traumhafter Kulisse meine letzte Aldi-Süd China Nudelsuppe zu und verbrenne mein restliches Gas damit ich die Kartusche anständig entsorgen kann. Anschließend schlendere ich, so gut es ein Wanderrucksack zulässt, durch Göteborg. Wirklich schöne Häuser und Straßen. Irgendwann finde ich mich wieder am Ericson Terminal ein und fahre mit dem Bus Richtung Flughafen. Dort gehen die letzten Kronen für ein frisches Bier über die Theke.

GE DIGITAL CAMERALeider ist die Reise jetzt am Ende, doch ich freu mich auch wieder die Vorzüge des Alltags zu genießen. Frisches Wasser mit Kohlensäure, kaltes Essen oder ein weiches Bett. Aber bevor ich das genießen kann, muss ich in Stuttgart angekommen durch mieses Regenwetter zurück nach Hause. Gegen 24.00 Uhr bin ich dann endlich Daheim.

Die Wanderung war wirklich phantastisch. Es kommt immer anders als erwartet. Und genau das ist das schöne. Also kann ich jedem der Erfahrung im Wandern machen will, den Bohusleden empfehlen. Die Etappen sind wirklich nicht lang und man kreuzt sehr häufig die Zivilisation (Das gilt zumindest bis Kungälv). Die Natur ist wirklich wunderschön. Ich mag vor allem die vielen Felsformationen im Zusammenhang mit den Seen. So etwas findet man in Deutschland eher weniger. Das Wetter war, nun ja, zu gut. Wir hatten teilweise echt Probleme mit der Wasserversorgung, haben dann später aber immer gut geplant. Die vielen Schutzhütten bieten in regelmäßigen Abständen anständige Unterkünfte, die man sich unter Umständen vielleicht mal teilen muss. Wir allerdings haben nur sehr sehr wenige Wanderer getroffen und sowieso im Zelt geschlafen.
Schon als ich aus dem Zug am Start des Bohusleden gestiegen bin, war ich froh einen Mitwanderer gefunden zu haben. Ich bin auf jeden Fall nicht der Typ, der sich allein auf die Reise macht und dabei andauernd seinen Spaß hat. Also danke Simon, dass du den gleichen Zeitplan hattest wie ich!! Hat wirklich super gepasst mit uns und wir konnten uns gut ergänzen. Es ist vor allem motivationsmäßig ein großer Unterschied allein oder zu mehreren zu wandern. Man fühlt sich doch sicherer, kann die Schönheit der Natur miteinander teilen und sich auch mal unterhalten. Geselligkeit ist auch im Wald ganz schön und um sich Ruhe zu verschaffen gibt es ebenfalls mehr als genug Platz und Zeit.

Gewandert:

Heute ca. 2,5 km
Gesamt ca. 164,7 km

Wetter:  regen, später sonnig

Samstag – 2. August

Nach dem gestrigen Tag will ich keine größere Wanderung mehr unternehmen. Dafür ist dieser Platz zu gut. Der Bahnhof liegt nur ca. 1km entfernt. Frisches Wasser gibt es auch und die Sonne scheint wieder ununterbrochen.
Also lege ich einen Tag voller Faulenzerei ein und lese gefühlt zum dritten Mal Bill Bryson. So streicht der Tag an mir vorbei. Wie immer tummeln sich viele Badegäste am Strand und gegen Nachmittag treffen noch zwei Mädchen aus Dänemark ein, die Schweden mit dem Fahrrad unsicher machen. Für mich geht der Abend wie gewohnt mit einem Lagerfeuer zu ende. An Fotos habe ich nicht gedacht.

Gewandert:

Heute ca. 0,2 km
Gesamt ca. 160,2 km

Wetter:  sonnig