Tag 74 Piute Creek – Kerrick Creek

Ich habe wirklich komisches geträumt und war total gerädert als wir um 5 unsere Sachen gepackt haben. Wir starten gegen 6. Es ging auf einem guten Trail durch grüne Büsche den Berg hinauf. Wir sehen ein Reh was schnell verschwindet. Die Sonne tupfelt die hohen Berggipfel in erste Strahlen. Wir müssen einige kleine Bäche durchqueren und bekommen schon um halb 7 nasse Füße. Der Trail wird mit jedem Höhenmeter schneereicher. Wir stapfen über Schneefelder und kommen wieder auf einen steinigen Trail. Es ist anstrengend. Als der Schnee überhand nimmt ziehen alle ihre Steigeisen an. Wir laufen nun über einen Lawinenabgangfeld und sehen Eric D. auf der anderen Seite. Er macht sich gerade fertig. Zusammen laufen wir weiter. Der Trail schwenkt nach rechts und wir erklimmen schnell einen steilen Abschnitt. Durch ein kleines Tal mit toller Aussicht müssen wir leider zurück und links ein Schneefeld hoch. Das hatte ich verpasst. Es windet sehr und wir kommen oben an und legen direkt eine Pause auf trockenen Felsen ein. Unter uns liegt ein zugefrorener See. Mit den nassen Füßen wird es schnell kalt. Bis zum Piute Pass ist es nicht mehr weit und wir haben schon die meisten Höhenmeter hinter uns. Wir driften nochmal in ein kleines Tal bevor wir noch ein paar Steinstufen vom Trail finden. Die letzten Meter vergehen schnell und wir bekommen die Überschreitung nicht mit. Durch ein kleine Schneescharte gelangen wir zu unserem Abstieg in den Kerrick Canyon. Es ist super steil und wir schlagen uns sehr weit nach rechts in die Bäume bevor wir die Versen in den Schnee rammen. Eric D. läuft weiter Richtung Norden und geht in die Stadt. Wir müssen am Canyon entlang ins Tal. Der Fluss ist schon mächtig. Leider gibt es hier keinen sichtbaren Trail als wir gegen 8.30 Uhr loslaufen. Der Hang ist sehr steil und ich muss jeden Tritt in den nassen Schnee schlagen. Der Rest kann so sicher folgen. Ich habe meine Eisaxt in Aktion gebracht da unter uns der Fluss direkt abgeht. Nach dem Hang erwartet einen nur ein 2 m Sturz von einer Schneewehe. Wir arbeiten uns zu einem Felsen vor und überqueren diesen. Ich muss so manches Moos entfernen um den Weg passabel zu machen. Wir kommen nur sehr sehr langsam voran und das Tal will sich nicht wirklich öffnen. Also geht es weiter in sehr vorsichtiger Gehweise am Schneehang. Wir arbeiten uns so Stunden durch den Hang und kommen nach einem steilen Anstieg auf eine bessere Passage. Hier ist es flacher und wir können ein bisschen Gas geben. Wir queren den angrenzenden Wald und sehen wieder ein Reh. Ich folge meist deren Spuren da sie die sichersten Flussüberquerungen finden. Wir können so drei kleine Seitenbäche über Schneebrücken queren. Der Kerrick Fluss liegt im Tal und brodelt. Wir laufen und ab und zu kommt ein Trail zum Vorschein der jedoch meist unter Wasser steht. Das Vorgehen und Spuren, Tritte treten, navigieren ist super anstrengend und ich bin total platt. Richtig matsche. Aber wir kommen gegen 12 Uhr am Sommer Überquerungspunkt an. Unter einem großen Baum direkt am Fluss, alle sind total platt, legen wir die Mittagspause ein. Ich stopfe mir schnell meine Wraps rein und esse dann löffelweise Erdnussbutter.  Danach muss ich mich rehydrieren. Alle sind wirklich geschafft von den letzten 5 km für die wir 3,5 Stunden benötigt haben. Allein für den steilen Abschnitt am Anfang, vielleicht 800 m, haben wir mindestes 1,5 Stunden benötigt. Jeder Meter also wirklich hart erkämpft. 

Die Stelle zum überqueren sieht nicht gut aus. Das Wasser ist sehr hoch und super schnell. Keine Chance. Wir erkunden in Nord- und Südrichtung den Fluss, finden aber keine Stelle. Das Wasser steigt derweilen immer höher. Wir diskutieren unsere Möglichkeiten. Wie gern hätten wir jetzt einfach eine Säge um kurz einen Baum zu fällen. Wir schlagen unsere Zelte auf und bleiben heute hier. Der Wasserspiegel ist ca. 1m höher als normal. Also höher als auf dem Foto der Übrquerungsstelle in meiner Navigstionsapp. Es ist wirklich traurig und alle sind ein wenig bedrückt. Wir müssen wieder talaufwärts wandern bis wir eine Stelle finden. Vielleicht sogar alles. 

Da es gegen 3 anfängt zu regnen verziehen sich alle in die Zelte. Ich schlafe sofort ein nachdem ich ein Hörspiel angemacht habe. Totaler Blackout 😀 . Ich wache erst gegen 5 wieder auf und bin total durchgeschwitzt. Ich treffe draußen auf Rattler und RockDoc. RockDoc hat gesehen wie der Fluss einen Baum entwurzelt hat der am Ufer Stand. Das war dann wohl kein Donner. Wir haben noch für 5 Tage Essen und knapp 60 km vor uns. Allerdings sind auch noch ein paar Flüsse zu queren. Dies ist wohl der letzte wirklich gefährliche aber man weis nie. Die letzte gesicherte Überquerung dieser Passage bis zum Sonora Pass war vor einer Woche. Die Temperaturen sind jetzt auch Nachts über 0 Grad. Es taut und taut also. 

Ich koche mit RockDoc und Rattler zu Abend. Wir sind gegen 6 fertig und verabschieden uns in die Nachtruhe.

18:39 Uhr. 

​Gewandert: 11,1 km 

PCT insgesamt: 1576,8 km

Piute Pass

Ein Gedanke zu “Tag 74 Piute Creek – Kerrick Creek

  1. Hallo Mozart,

    sry das ich noch mal nachfrage, aber hast du dir selbst Maildrops vorbereitet oder hast du es eher so wie auf dem AT gehalten, dass heißt eher grobe Vorplanung und dann on the Trail entscheiden?

    Viele Grüße
    Take It Easy

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