Tag 76 Tilden Canyon – Falls Creek

Man hab ich schlecht geschlafen. Es war die ganze Nacht einfach nur kalt. Dabei war es nicht so kalt. Um die 5 Grad. Hab trotzdem kalte Füße und Nieren bekommen. Es wollte einfach nicht warm werden. Um 5.15 bin ich dann erlöst worden und habe meine Ausrüstung zusammen gepackt. Rattler war schon am rödeln. Bei den anderen regte sich ein wenig was in den Zelten. Wir liefen gegen 6 los. Auch Griz hängt heute durch. Meine Augen sind auf Halbmast. Ich suche uns einen Weg talaufwärts. Wir passieren einige Seen die zugefroren sind. Nur die Ränder sind türkis gefärbt. Wir machen eine Pause um ein paar Kleidungsstücke auszuziehen. Dann arbeiten wir uns durch einen Wald wieder ins Tal und treffen auf den Wilma See. Ich laufe ein wenig aufs Eis um ein Foto zu schießen. Dann knackt es öfter laut. Rattler der etwas hinter mir steht und ich jagen vom Eis. Wir laufen am See entlang und nehmen dabei öfter das dicke Eis mit. Der Seeausfluss ist über die normalen Stege nicht zu überqueren. Alles ist überflutet. Also gehen wir zurück und Rattler führt uns über den See auf die andere Seite. Es knackt nicht, dafür versinkt Griz Fuß einmal im Slush und ich fühle mich unwohl. Wir kommen an den Wide Creek. Sehr weit und tief. Die Strömung ist stark. Gleich am Canyon beginnt der Falls Creek. Er stürmt nur so den Berg hinab. Es ist erst 7 Uhr und zum schwimmen zu kalt. Uns bleibt die Option auf der anderen Seite vom Falls Creek den Canyon hoch zu laufen bis wir eine Stelle finden oder oben raus kommen. Wir laufen los. Der Schnee ist schwer und nass. Wir überwinden 200 Höhenmeter und können keine passende Stelle finden. Es ist so gefährlich auch wenn der Wasserpegel schon mindestens 50 cm gesunken ist. So laufen wir weiter hinauf. Hügel rauf und runter. Zwischen Bäumen über Felder voller kleiner Löcher im Schnee. Es zehrt an unseren Kräften. Wir kommen an einen Seitenfluss der vom Tilden See runter kommt. Auch hier totsle Eskalation. Wir erkunden den Fluss bergauf und bergab. Ich finde eine Stelle im Tal. Allerdings ist die Strömung so stark, dass wir das Risiko nicht eingehen wollen. Auch oben sind keine Schneebrücken mehr zu finden. Wir haben mehr als eine Stunde gesucht und diskutiert. Wir entschließen uns im Sinne des Teams wieder zum Wide Creek abzusteigen und diesen zu durchschwimmen. Nicht alle sind darüber sonderlich erfreut. Aber so ist das nun mal. Mal klappt’s, mal nicht. Wir müssen wieder 2,6 km zurück laufen. Ich laufe voraus und baller einfach hinter unseren Spuren her. Ich habe zu wenig getrunken und die Sonne knallt wieder erbarmungslos herab. Ich rutsche mit jedem Tritt. Schließlich mache ich mich auch einmal lang.  Alle sind platt. Zurück am Wide Creek suchen wir uns ein paar Baumstämme und verstauen unsere Ausrüstung so gut es geht wasserdicht. Griz und LovelyHeart machen den Anfang. Sie gehen über eine kleine Sandbank in den Fluss und schmeißen sich in die eiskalte Strömung. Der Baumstamm geht unter und beide schwimmen für sich. Die Strömung treibt sie schnell flussabwärts. Griz bekommt Grund unter die Füße und auch LovelyHeart erhält diesen ein paar Meter tiefer. Sie können aufstehen und zum Ufer laufen. Wir packen unseren Baumstamm der viel größer ist. Auch wir laufen auf die Sandbank und Rattler sagt nochmal: wenn wir im Wasser sind treten wir um unser Leben. Dann stürzen wir uns in die Strömung. Sofort zieht sich alles zusammen. Die Füße treten was das Zeug hält. Leider ist der Baumstamm auf meiner Seite etwas dünn. Ich gehe ein wenig unter. Wir treiben flussabwärts ubf RockDoc schreit nur Kick, Kick, Kick. Rattler bekommt ersten Grund, dann auch ich. Die Strömung reißt uns mit und ich verliere wieder den Grund unter den Füßen. Ich lasse den Baumstamm los und schwimme Richtung Ufer. Erst kurz vorher bekomme ich etwas zum treten. Griz der schon im Wasser zur Rettung bereit stand muss zum Glück nicht eingreifen. Ich lasse meinen Rucksack von meinen Schultern gleiten. Es ist so erbärmlich kalt. Der Rucksack schleift durchs Wasser und mit ist egal was alles nass wird. Ich bin erledigt. Wie RockDoc und Rattler aus dem Wasser kommen bekomme ich nicht mit. Wir laufen auf einen nahegelegenen Felsen der in voller Sonne steht. Wir breiten unsere Ausrüstung aus. Die anderen ziehen sich trockene Unterwäsche an. Ich kippe meinen Rucksack aus wie eine Wasserflasche. Auch mein Bärenkanister ist von innen nass. Wir machen Mittag und freuen uns über unseren Erfolg. Hoffentlich der letzte Fluss durch den wir schwimmen müssen. Jetzt kommen nur noch kleinere. Aber man weis nie was hier draußen passiert. Wie haben 4 Stunden verwandert und unser Tagesziel liegt noch 14km Canyon aufwärts. Gegen 13 Uhr legen wir wieder los. Ich wander in Unterhose. Wir passieren eine verlassene Ranger Station. Hier kommt wirklich niemand raus. Wieder nur Schnee. Am Anfang kommen wir noch über ein paar Felsen dann jedoch sind wir im Schneeurwald. Es ist so ermüdend. Man macht mehr höhenmeter als trailmeter.Rattler hst es schön beschrieben. Man stelle sich vor man laufe jeden morgen 16 km zur Arbeit in einer Großstadt. Dabei läuft man aber die direkte Linie über jedes Auto, Haus, Schornstein, was auch immer und natürlich wie auf einer Sanddüne. Wir machen jede Meile Pause. Wir können ein paar Seitenflüsse über Schneebrücken überqueren jedoch sind meine Füße schon den ganzen Tag nass. Ich weiß nicht wann ich das letzte mal trockene Schuhe oder Socken beim wandern an hatte. Wir stinken und die Füße sind so kalt dass der Sabber beim Wandern aus der Nase tropft. Die Sonne pellt schon den nächsten Sonnenbrand von der Haut und wir schlagen uns wieder durch den Wald und die Hügel. LovelyHeart ist game over. Wir machen noch 400 m um über einen Fluss zu kommen und schlagen dann unsere Zelte auf einer Wiese auf. Leider liegt hier überall schnee und die Wiese besteht nur aus tausenden kleinen Kratern. Ich hacke mit meiner Eisaxt ein angemessenes Stück frei. Ich musste mein Zeltplatz noch ändern da von den Bäumen Harz tropft. Wir hätten ruhig noch etwas weiter laufen können… Rattler und ich finden den Platz scheisse. Aber Team ist Team. Immerhin kochen wir alle in gemeinsamer Runde bis wir uns in die Zelte verabschieden. Morgen ist Tag 10 und wir haben noch ca. 43km vor uns. Wir werden also auf jeden Fall auf Reserve laufen. Ich hoffe das sich morgen alle mal am Riemen reißen und mal ihre MiMi Bärchen Zuhause lassen. Wir starten um 4 Uhr und ich will ordentlich Kilometer fallen sehen. Ein ich bin müde um 15 Uhr kann ich da echt nicht gebrauchen. Also hoffe ich mal dass wir keine Probleme mit den restlichen Flüssen bekommen und alle bereit sind über ihre körperlichen Grenzen zu springen. Auch wenn sie dies schon getan haben. Morgen müssen mindestens 25km fallen. Mal schauen wie ich die müden Wanderer am Nachmittag für weitere 10 km begeistern kann. Wahrscheinlich stehe ich allein mit Rattler und RockDoc da. Aber mal schauen. Jetzt erstmal pennen. Hoffendlich besser als gestern 🙂

​​Gewandert: 13,4 km

PCT insgesamt: 1594 km

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