Tag 77 Falls Creek – Kennedy Canyon Creek 

Ab zwölf konnte ich nicht mehr richtig schlafen. Es war so kalt. Hab mal wieder keine Wärme abbekommen. Gegen 3.40 Uhr hat Rattler dann an meinem Zelt gewackelt und mich erstmal geweckt. Um 4 ist Abmarsch. Hab den Wecker eine Stunde zu spät gestellt. Ich habe in einem Affen Zahn die Sachen gepackt. Meinen nassen Schlafsack in die Hülle gestopft, nasse Socken angezogen und in die kalten schuhe rein. Draußen ist es noch dunkel. Bei den anderen flackert schon überall Licht.  Ich schaffe es bis 4 alles zusammen zu packen. Ich will nur noch meine Stöcke zusammen schieben die ich teilweise als Hering benutzt habe. Da fällt mir auf, dass die verschlussschnalle fehlte. Ist wohl im Schnee stecken geblieben. Wir haben dann meine zwei Zeltplätze abgesucht. Ich habe mit der Eisaxt die Löcher aufgebuddelt. Beim letzten habe ich das weiße Teil dann gefunden. Wir liefen das Tal hinauf. Immer im Wechsel Wald und kleine Felder mit Sonnenlöchern. Rattler und ich laufen vor, die anderen kommen nicht hinterher. RockDoc macht klar, wenn das Tempo so anhält wird es kein langer Tag. Ich laufe also sehr langsam durch die Baumreihen sodass man noch sieht wo ich hergehe. Es fühlt sich komisch an. Als ob ich in Zeitlupe laufe. Immerhin bleiben die anderen jetzt an mir dran. Die Sonne geht so langsam auf. Wir arbeiten uns über unsere „Häuser“ also Schneehügel und kommen bald auf eine riesige freie Fläche. Der Falls Creek schlängelt sich durch die Aue. Wir folgen dem Tal und laufen über das Feld. Die Sonnenlöcher ( Suncups) sind noch einigermaßen hart. Der letzte Anstieg zum Dorothy Lake ist in Bäume gehüllt. Wieder laufen wir über tausende Hügel den Hügel hinauf. Meine Augen sind ziemlich schwer. Auf dem Plateau ging es im Sonnenschein über ein riesiges Feld voller Suncups bis wir zum Dorothy Lake kamen. Wir liefen über den zugefrorenen See da es hier nicht so anstrengend ist. Am Ende erklimmen wir noch einen kleinen Hügel und finden uns auf dem Dorothy Pass wieder. Wir machen eine Pause auf einigen Steinen. Um den Cascade Creek zu meiden laufen wir links zu einem See und queren auch diesen. Dieser speißt den Cascade Creek und wir bleiben direkt auf der linken Seite. Es geht danach steil hinab und ich achte auf verdeckte Felsen und Klippen. Rechts von uns schießt der Fluss aus dem Schnee. Im Tal fließt wieder sehr viel Wasser. Wir arbeiten uns über Schnee und machen eine weitere Pause in der ich mich umziehe. Wir folgen dem Trail der vielleicht 2 Mal aus den schneemassen raus kam. Dann wurde er fast schneefrei und wir folgtem diesen bergab. Leider war dies der falsche und wir mussten 300 m zurück laufen. Halb so schlimm. Aber danach ging es in Thema Navigation ganz schön zur Sache. Man kann sowieso nie den Trail sehen aber hier kann man es nicht erahnen. Viele kleine Felsen, Bäume, Klippen, Flüsse. Alles will irgendwo umgangen werden. Wir überqueren noch eine Fluss auf einer Schneebrücke und laufen dann auf einer Klippe Richtung Tal. Dort machen wir auf einer trockenen Fläche Mittag gegen 10:30 Uhr. Ich trockne mein Zelt und Klamotten. Wir halten uns danach links an der Bergflanke. Zunindest versuchen wir es. Nichts zu sehen und große Schneebretter. Danach geht es in ein Labyrinth aus Felsen, kleinen Seen, Bäumen und kleinen Flüssen. Ich habe für mehrere Kilometer mein Handy in der Hand was das laufen nicht gerade erleichtert. Wir erreichen den Walker River den wir einen Kilometer weiter auf einer Holzbrücke überqueren können. Danach geht es auf der anderen Seite weiter flussabwärts. Der Trail kommt nun immer öfter zum Vorschein und wir kommen gut voran. Die Knie und Knöchel sind allerdings hin. Alles tut weh. Das ständige abrutschen fordert halt seinen Tribut. Wir kommen wieder über größere Schneehügel die wir mühselig erklimmen. Der Wechsel von Schnee zu Trail nervt manchen. Die steinige Landschaft speichert die Wärme. Wir laufen links in den Kennedy Canyon und machen an einem kleinen Wasserstrang Pause. Rattler ist sich nicht sicher ob er es heute schafft. Der Himmel zieht sich zu und es donnert. Als ich mein Wasser filter bekomme ich die ersten Tropfen ab. Wir laufen weiter und ich benutze meinen Sonnenschirm. Die anderen folgen langsam. Wir müssen wieder durch Wald mit sehr vielen Schneehügeln. Ich laufe sehr sehr langsam damit die anderen mir folgen können. Ich glaube alle sind am Ende und keiner spricht. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir aus dem Wald und können den Canyon über eine Schneebrücke queren. Sofort danach wird ein flaches schneestück im wäldchen gesucht und alle bauen im leichten regen ihre Zelte auf. Ich setze mich auf meinen Bärenkanister. Mit dem Sonnenschirm in der einen und einer Packung sauerer Gummibärchen schaue ich mir das Treiben an und warte auf besseres wetter. Wir holen Wasser und ich baue auch mein Zelt auf. Die anderen sind nun in ihren verschwunden. Ich bleibe allein draußen, hänge meinen Schlafsack übers Zelt und leihe mir von Rattler Klopapier da meins beim Wide River nass geworden ist. Ich sitze vor meinem Zelt und koche. Kartoffelpüree und 2x Ramen Nudeln. Ich hab das gefühl ich muss platzen. Aber morgen sind wir ja endlich in der Stadt. Da kann man auch zuschlagen. Gegen 17 Uhr verdrücke ich mich dann auch ins Zelt. Meine Füße sind sehr schrumpelig und weiß. Auch nach einer Massage ändert sich die Farbe nicht. Ab in trockene Socken und den Schlafsack. Habe das Gefühl, dass ich mir heut auch wieder alles abfrier. Mir ist jetzt schon kalt. Habe beim Block schreiben mein linkes Knie angezogen. Zunindest soweit bis es weh tut. Dieser Anschnitt hat uns echt richtig hart zerstört. Nicht das rund 10 Ausrüstungsgegenstände hops sind, auch körperlich sind alle hier und da verletzt. Schrammen, Blutergüsse, zerissenes Hinterteil einer Hose, kaputte Trekkingstöcke und Schuhe, etc. Abgesehen davon das wir alle seit 10 Tagen die gleichen Klamotten tragen und nur noch zum Burgerladen wollen. Auch können wir endlich den Bärenkanister loswerden. Wir haben heute echt viele Kilometer gerissen. Das Tagesziel wurde nur leicht verfehlt und ich hätte nicht gedacht das mir alle bis zum Schluss gefolgt wären ohne mal auszurasten weil wir den tausendsten Schneehügel erklommen haben. Naja, ich bin auch hundemüde und echt groggy. Jetzt hoffentlich bis 4.15 Uhr durchschlafen. Haha – und er wusste die Antwort schon. 

Gewandert: 25,4 km

PCT insgesamt: 1618,8 km

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